Sprungziele
Inhalt

Judengedenkstätte Burgmannenhof

Erinnern - Gedenken - Tun

In der Schlossgasse gedenkt Büdingen mit einem neu eingerichteten zentralen Erinnerungsort im Burgmannenhof seinen Bürgern jüdischen Glaubens. Auf der von der Stadt Büdingen gewidmeten Gedenktafel heißt es:

Unseren ehemaligen jüdischen Mitbürgern

Jahrhunderte lebten und arbeiteten auch in Büdingen Deutsche jüdischen Glaubens.
Sie waren Ärzte, Kaufleute, Lehrer, Handwerker und Arbeiter und suchten wie wir das Glück.
Als 1933 Judenhass Programm einer deutschen Regierung wurde, lebten 149 jüdische Bürger in Büdingen. Ausgegrenzt, schikaniert, bedrängt, bedroht, ihrer wirtschaftlichen Existenz beraubt und ohne jede bürgerliche Sicherheit verließen sie Büdingen.
Wer nicht rechtzeitig auswandern konnte, wurde nach Auschwitz, Theresienstadt, Dachau, Minsk und Sobibor verschleppt und mit Millionen anderen getötet.  

Wir verneigen uns vor den Opfern des Hasses und sehen das Leid, das Menschen einander zufügen.
Das Leid unserer jüdischen Mitbürger mahnt uns zu Brüderlichkeit, Toleranz und Frieden.
Ihr Schicksal ist uns immerwährende Verpflichtung, für die Würde und Freiheit aller Menschen einzutreten.

Der 09. November, steht als Symbol für brennende Synagogen, zerstörte Geschäfte und Wohnungen, Plünderung, Gewalt und Mord auf offener Straße vor den Augen von untätigen Bürgerinnen und Bürgern auch in Büdingen. In den Abendstunden des 09.11.2019 haben Büdinger Jugendliche und junge Erwachsene die Gedenkstätte mit dem o. g. Text im von 149 Kerzengläsern erleuchteten Burgmannenhof enthüllt. Auf einer zweiten ca. 6m lange Tafel sind die Namen aller 149 Büdinger Bürger wiedergegeben, die in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur verfolgt wurden und ihre Heimat verloren.

In einer würdevollen Einweihungszeremonie wurden der Text und die Namen von Jugendlichen nach und nach aufgedeckt,

um daran zu ERINNERN, dass - jeder Mensch wichtig ist und keiner verloren gehen darf. - wir Unrecht nicht ungeschehen machen, aber dafür sorgen können, dass es sich nicht wiederholt. - Erinnerung für uns nicht Vergangenheitsgefängnis, sondern ein Schlüssel zur Zukunft ist. - das Geheimnis der Erlösung Erinnerung heißt

um immer daran zu DENKEN, dass die Gedenkstätte - uns Mahnung ist, nicht zu schweigen, wenn Menschen Unrecht geschieht. - uns daran erinnert, dass Antisemitismus und Rassismus tödlich sind.

um verantwortliches HANDELN für die Zukunft anzumahnen, weil - wir wissen, wie verletzlich die Menschenrechte sind. -weil wir verstanden haben, dass Frieden, Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind. - unsere Verantwortung keinen Schlussstrich kennt.

Untermalt wurde die feierliche Übergabe dieses Erinnerungsortes an die Öffentlichkeit vom Odeon Orchestrion. Im Anschluss lud Herr Cott ins Heuson- Museum ein, in dem Herr Prof. Dr. Krause-Vilmar zum Thema Erinnerungskultur referierte. Im Heuson-Museum wurde mit der neu gestaltete Dauerausstellung zur Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinde in Büdingen ein weiterer würdiger Gedenk- und Informationsort geschaffen.

Ebenfalls im ersten Stock des Heuson-Museums begrüßte unser Landrat Herr Weckler zwei Tage später Frau Eva Fahidi, die den Holocaust in Auschwitz und Buchenwald überlebte. Sie sprach im voll besetzten Sitzungssaal in bewegenden Worten über ihre Deportation, ihre Flucht und davon, wie wichtig ihr ihre regelmäßigen Besuche in Schulen sind, wo sie ihre Lebensgeschichte erzählt.

Denn: Erinnerungen sind Bausteine, die nicht verlorengehen dürfen, weil wir sonst wie Pflanzen ohne Wurzeln dastehen würden – oder wie es in der jüdischen Tradition heißt:

„Das Vergessenwollen verlängert das Exil, und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.“