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10.01.2023

Gefahr von Astbruch steigt

Der Dürrestress der vergangenen Jahre hat viele Bäume geschwächt, Äste können unvermittelt herabstürzen. Die Behörden raten daher: Augen auf beim Waldbesuch!

Wald- und Parkbesucher in Hessen müssen zunehmend mit der Gefahr herabfallender Äste rechnen. Die Fläche mit deutlich erhöhtem Risiko eines Astabbruchs sei im Vergleich zu früheren Jahren deutlich gewachsen, teilte die insbesondere für den Staatswald zuständige Landesbehörde Hessen Forst in Kassel mit. Wie groß die Gefahr ist und wo sie besteht, hängt demnach davon ab, wie stark eine Region von der Trockenheit der vergangenen Jahre betroffen ist.

"Die anhaltenden extremen Witterungsbedingungen und Folgen haben den Wald in ganz Hessen verändert", erläuterte die Forstbehörde. "Durch verschiedene Umwelteinflüsse werden vor allem Bäume in Wäldern des Rhein-Main-Gebietes und im Ried stark beansprucht und sind zunehmend in ihrem Bestand gefährdet. Aber auch in anderen Regionen sind die Schäden in den Wäldern bereits deutlich zu erkennen. Trockene Äste oder ganze Bäume können hier unvermittelt zu Boden fallen." Mit den Gefahren, die durch absterbende Bäume hervorgerufen werden, sei aber "letztlich im gesamten Wald zu rechnen".

Den wesentlichen Einfluss auf die aktuellen Schäden und damit auf das Risiko eines Astabbruches habe die Wasserversorgung eines Baumes. Gefahren-Schwerpunkte seien daher Kuppenlagen der Mittelgebirge und Flächen mit südlicher oder südwestlicher Ausrichtung und entsprechender Sonneneinstrahlung sowie teils auch die Waldränder.

Auch die Kommunen wie die Stadt Frankfurt beobachten die Lage und weisen ihre Bürgerinnen und Bürger auf die Gefahr hin, "vor allem vor oder nach Sturm, aber auch in besonders trockenen Zeiten oder bei Schnee und Eis", heißt es aus dem Umweltdezernat von Hessens größter Stadt. 2022 hatte es in einem Frankfurter Waldgebiet einen tödlichen Unfall durch einen abgebrochenen Ast gegeben.

"Durch die Trockenheit der vergangenen Jahre kommt es im Wald, aber auch in den Parks und Grünanlagen häufiger zu Astabbrüchen, im Sommer auch vermehrt zu Grünastabbrüchen, also das Abbrechen augenscheinlich gesunder Äste", erklärte eine Sprecherin. Betroffen seien vor allem Laubhölzer. Die Stadt kontrolliert zweimal im Jahr Bäume im Rahmen der Verkehrssicherung. Klar sei: "Astbrüche oder Baumumstürze gehören zu waldtypischen Gefahren, mit denen üblicherweise gerechnet werden muss."

Auch das mittelhessische Marburg warnt, dass es "durch den Klimawandel und der damit verbundenen Trockenheit - insbesondere im Jahr 2022 - zu einer Verschärfung der Astbruchgefahr gekommen ist". Das betreffe das gesamte Stadtgebiet, den Schlosspark und weitere öffentliche Grünflächen, berichtete eine Sprecherin. Dies bedeute auch einen Mehraufwand für die Wegesicherung mit intensiveren Baumkontrollen und umfangreicheren Schnitt- und Sicherungsmaßnahmen. "Hinzu kommt die gestiegene Anzahl an notwendigen Fällungen abgestorbener oder nicht mehr verkehrssicherer Bäume."

Die Verkehrssicherung nimmt auch Hessen Forst "sehr ernst", wie eine Sprecherin mitteilte. Das Personal werde laufend geschult und man versuche Waldbesucher für die zunehmenden Schäden der Bäume und den damit verbundenen möglichen Gefahren zu sensibilisieren. Entlang öffentlicher Straßen und an Park-, Spiel- oder Grillplätzen kontrolliert die Forstbehörde einmal jährlich und beseitigt potenzielle Risikobäume. Ansonsten handele es sich um waldtypische Gefahren und es gelte: "Betreten des Waldes auf eigene Gefahr".

Unfälle durch Bäume werde es "leider immer wieder geben, denn eine Verkehrssicherung, die jede Schädigung ausschließt, ist praktisch nicht erreichbar", so Hessen Forst. Bäume seien "lebende Organismen, ein Lebensraum für viele Arten und Sicherheitsrisiken sind schwer abzuschätzen". Daher rät die Behörde, bei einem Waldspaziergang "immer auch ein Auge auf die Baumkronen zu richten".

Quelle: dpa